2020 hatte man den Eindruck, als sei es nur darum gegangen, was alles nicht möglich war. Paradoxerweise kam es vergangenes Jahr jedoch zu einem Anstieg an ehrenamtlichem Einsatz und dafür aufgewendeter Zeit. Man besann sich auf das, was man leisten konnte, und fand neue Möglichkeiten, anderen zu helfen. Ehrenamtliches Engagement ist eine großartige Möglichkeit, andere Menschen kennenzulernen, Freundschaften zu schließen, die ein Leben lang halten, und gesellschaftlich Anschluss zu finden.
Rachael Maughan, Masterstudentin an der Universität Surrey, ist ehrenamtlich beim Rural Refugee Network, kurz RRN, tätig. Das RRN ist eine in Großbritannien ansässige Organisation, die ehrenamtliche Helfer an Ort und Stelle mit Flüchtlingen zusammenbringt, denen sie bei der gesellschaftlichen Integration helfen. Rachael telefoniert regelmäßig mit den Flüchtlingen, mit denen sie sich angefreundet hat, damit diese Englisch üben können. Was noch viel wichtiger ist: Sie unterstützt sie bei der Suche nach Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Anstellungsmöglichkeiten in deren neuer Umgebung.
Rachael findet, dass beide Seiten von dem Austausch profitieren. Die Flüchtlinge, um die sie sich kümmert, hätten dank der regelmäßigen Gespräche „eher eine gute Freundin an ihrer Seite als lediglich einen weiteren Sozialarbeiter, der sie unterstützen soll“, sagt sie. Ihren eigenen Nutzen sieht Rachael so: „Ich habe nicht den Eindruck, als hätte ich viel getan, doch ich habe Freunde gefunden – und das gibt auch mir Halt im Leben.“
Ziel des RRN ist es, „Flüchtlingen zu helfen, in unserer Gesellschaft Fuß zu fassen“. Das RNN stellt sicher, dass für Flüchtlinge, die außerhalb größerer städtischer Ballungsräume wohnen, Ansprechpartner und Unterstützung bereitstehen. Dieses Ziel wird insbesondere während der Coronakrise zum Teil mit ehrenamtlichen Helfern erreicht, von denen viele einfach zum Telefon greifen.
Rachael hat erlebt, wie frustrierend es sein kann, infolge der Coronakrise niemanden mehr um sich zu haben und die ganze Zeit nur online zu sein. Wenn wir uns fest vornehmen, anderen zu helfen, können wir uns ihnen immer noch verbunden fühlen, und das hilft uns weiter, bis bessere Zeiten kommen – so hofft sie. Und ein Anruf ist eine einfache Möglichkeit, diese Verbundenheit zu verspüren und andere darin einzubeziehen.
Der Wunsch, zu helfen und seinen Mitmenschen zu dienen, ist für Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage etwas ganz Selbstverständliches. Viele mussten während der Pandemie neue Wege finden, wie sie Dienst am Nächsten leisten können. Der Weg zum Ziel liegt da oft in ganz einfachen und unscheinbaren Mitteln, wie etwa einem Anruf. Wenn wir uns auf das konzentrieren, was wir ohne Ansteckungsrisiko tun können, kann dies zu Ergebnissen führen, die das Leben verändern – und zwar das anderer Menschen ebenso wie unser eigenes!