Am 5. Juni ist Weltumwelttag. Non-Profit-Organisationen, Aktivisten und Politiker äußern sich zur Umweltverschmutzung, zum Verlust der biologischen Vielfalt und zum Klimawandel. Auch wenn Umweltthemen im Gottesdienst der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage selten direkt angesprochen werden, sind die heiligen Schriften der Kirche voller ökologischer Weisheiten.
- Environmental Stewardship
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„Als Heilige der Letzten Tage neigen wir dazu, uns auf unsere Pflichten in der Kirche und in der Familie zu konzentrieren“, sagte Elder Steven E. Snow von den Siebzigern letzten Oktober während eines Symposiums zum Umweltschutz. Das sei ja gut und schön, doch die Gläubigen seien auch verantwortlich für „das Land, das uns umgibt, ja, sogar die Erde“, fügte er hinzu.
Die Schöpfungsgeschichte in der Bibel und die Gleichnisse, die Jesus Christus über Samen, Weizen, Schafe und Bäume erzählte, sind großartige bildliche Darstellungen, die unsere Ehrfurcht vor der Natur wecken.
Außerhalb der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist jedoch nicht viel darüber bekannt, was das Buch Mormon, das Buch Lehre und Bündnisse und die Köstliche Perle zur Umweltethik beitragen können. Diese heiligen Schriften werden von der Kirche zusätzlich zur Bibel als das Wort Gottes anerkannt.
Materie ist wichtig
Für christliche Denker war das Göttliche üblicherweise etwas von der physischen Welt völlig Getrenntes. Weil Materie vergänglich sei, so das Argument, sei sie im Vergleich zu Geistigem auch minderwertig. Andere kritisieren wiederum, dass diese Denkweise der Erhaltung der Natur kaum förderlich sei. Durch die heiligen Schriften der Kirche wird der scheinbare Gegensatz von Geist und Materie jedoch behoben.
„So etwas wie unstoffliche Materie gibt es nicht. Aller Geist ist Materie, aber er ist feiner oder reiner und kann nur von reineren Augen erkannt werden“, steht im Buch Lehre und Bündnisse. Im Buch Mormon steht, dass die Schöpfung und der Schöpfer, der dort auch als „Gott der Natur“ bezeichnet wird, eng miteinander verbunden sind.
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hat keine Lehren oder Bräuche, nach denen die Natur angebetet oder verehrt wird, aber: „Wir können das Göttliche in der Schöpfung nicht ignorieren“ – so Russell M. Nelson, der am 14. Januar 2018 Präsident der Kirche wurde. „Wir sollen uns um die Erde sorgen, weise Treuhänder sein und sie für künftige Generationen bewahren.“
Nachhaltiger Verbrauch
Viele Verbraucher erwarten, dass es in den Regalen ihres Supermarkts das ganze Jahr über Obst und Gemüse ihrer Wahl gibt. Oft werden Lebensmittel viele Kilometer weit zu einem Ort transportiert, wo sie zu dieser Zeit nicht geerntet werden können. Im Buch Lehre und Bündnisse wird uns geraten, „ein jedes Kraut zu seiner Jahreszeit und eine jede Frucht zu ihrer Jahreszeit“ zu essen. Auch wenn es für die Heiligen der Letzten Tage kein strenges religiöses Gesetz ist, werden durch eine Ernährung, die auf saisonale Nahrungsmittel aus örtlichem Anbau setzt, der Kraftstoffverbrauch und die Umweltverschmutzung erheblich reduziert.
„Alles, was zu seiner Zeit von der Erde kommt“, so heißt es in einem anderen Abschnitt dieses Buches, ist „zur Nahrung und zur Kleidung, zum Schmecken und zum Riechen, zur Stärkung des Leibes und zur Belebung der Seele“ gegeben. Es soll „mit Urteilsvermögen, nicht im Übermaß, auch nicht durch Raub“ gebraucht werden.
Wie in den heiligen Schriften der Kirche Jesu Christi erklärt wird, macht Gott „einen jeden rechenschaftspflichtig … als Treuhänder über irdische Segnungen“. Im Buch Mormon werden die „ausgezeichneten Eigenschaften der vielen Pflanzen und Wurzeln, die Gott bereitet hatte, um die Ursache von Krankheiten zu beseitigen“, gepriesen. Allerdings wird es verurteilt, wenn die reichhaltigen Ressourcen seiner Schöpfung gebraucht werden, ohne mit „den Armen und den Bedürftigen“ zu teilen.
Lebende Seelen
In der Köstlichen Perle stehen zwei Schöpfungsberichte. Im ersten wird beschrieben, dass Gott den Menschen als „lebende Seele“ erschaffen hat. Gleiches gilt jedoch für Pflanzen und Tiere – auch sie wurden „lebende Seelen“. Elder Marlin K. Jensen, eine emeritierte Generalautorität, hat gesagt: „Menschen, die in ihrem Leben Umgang mit Tieren pflegen, sind normalerweise glücklicher. Für mich zumindest wird der Himmel nicht der Himmel sein, wenn das Tierreich nicht Teil des Reiches Gottes ist.“
Gemäß dem „Wort der Weisheit“, einem Gesundheitsgesetz im Buch Lehre und Bündnisse, soll Fleisch „sparsam gebraucht werden“. Dies wird durch Joseph Smiths inspirierte Überarbeitung des Buches Genesis bestätigt: „Und gewisslich soll Blut nicht vergossen werden, außer zur Nahrung, um euer Leben zu retten; und das Blut eines jeden Tieres werde ich von euren Händen fordern.“
Große Verunreinigungen
Im Buch Mormon wird vorhergesehen, dass es „auf dem Antlitz der Erde große Verunreinigungen“ geben wird, und Naturkatastrophen wie „Feuer und [Unwetter] und Rauchschwaden in fremden Ländern“ werden mit sündigem Verhalten wie Stehlen und Lügen verbunden. Diese Verbindung legt nahe, dass es sich bei der Umweltkrise um mehr als schädliche Gase in der Atmosphäre handelt. Es könnte auf eine tiefere, geistige Krise hindeuten.
Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage behaupten weder, dass sie im Alltag bessere Christen sind, noch dass sie engagiertere Treuhänder der Erde sind als jemand, der einer anderen Konfession angehört. Trotzdem ist der Rat, der sowohl in der Bibel als auch in den heiligen Schriften der Wiederherstellung bezüglich der Bewahrung der Natur gegeben wird, für sie Inspiration und Ansporn zugleich.