Ein 85-köpfiger Projektchor aus der ganzen Deutschschweiz und die Kammerphilharmonie Freiburg im Breisgau vereinten sich unter der Leitung von Sara Seidl-Schnyder zu einer Aufführung, die durch musikalische Klarheit, spirituelle Tiefe und kollektive Hingabe überzeugte. Das Publikum dankte mit langem Applaus.
Ein Werk der Hoffnung und Verbundenheit
Die Beteiligten, allesamt Laienmusikerinnen und -musiker aus Kirchgemeinden der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, bereiteten sich über ein Jahr lang auf diese deutschsprachige Premiere vor. In regionalen Proben und intensiven Chorwochenenden wurde das Werk einstudiert – getragen von der Idee, Musik als verbindende Kraft zwischen Generationen, Regionen und Glaubenswegen zu gestalten.
Oliver Bassler, Kommunikationsverantwortlicher, erklärt:
„Diese deutschsprachige Premiere ist nicht nur ein musikalisches Ereignis, sondern ein Ausdruck gelebter Verbundenheit. Wer erlebt hat, mit wie viel Hingabe die Mitwirkenden ihre Stimmen und Herzen eingebracht haben, spürt: Hier wurde nicht einfach gesungen – hier wurde Hoffnung hörbar gemacht.“
Solistische Präsenz und orchestrale Tiefe
Ein Höhepunkt des Abends war die musikalische Leistung der Solistinnen und Solisten. Die Sopranistin Susan Brownfield, auch in St. Gallen bekannt durch ihre Tätigkeit in der freien Basler Theaterszene, gestaltete die Rolle der Maria von Magdala mit grosser innerer Ruhe und stimmlicher Präsenz.
Ronja Sunke übernahm mit Wärme und klarer Linie die Partie der Maria von Bethanien und überzeugte mit einer glaubwürdigen, zugewandten Interpretation. Als Maria, Mutter Jesu, brillierte Lucy Bradford mit Ausdrucksstärke und technischer Sicherheit. Und Ali Wood berührte als Martha mit einer sanften, glaubwürdigen Präsenz, die ihre Szene zu einem stillen, aber tiefen Moment der inneren Einkehr machte. Die Rolle des Petrus wurde von Christopher Bradford gestaltet – in einer emotional dichten Szene nach der Verleugnung, die zu den eindrucksvollsten Momenten des Abends zählte.
Ein besonderer musikalischer Akzent ging erneut vom Solocellisten Simon Aschenbrenner aus, dessen Spiel zwischen Zartheit und Intensität die emotionalen Bögen des Oratoriums meisterhaft unterstrich. Seine Soli waren fein gezeichnete innere Monologe – klanglich sensibel, musikalisch tief.
- Lamm-Gottes-in-St.Gallen,-Ensemble
- Lamm-Gottes-in-St.Gallen,-Publikum
- Lamm-Gottes-in-St.Gallen,-Finale
Temple Square is always beautiful in the springtime. Gardeners work to prepare the ground for General Conference. © 2012 Intellectual Reserve, Inc. All rights reserved. | 1 / 2 |
Eine Dirigentin mit ruhiger Kraft
Die Leitung der Aufführung lag bei Sara Seidl-Schnyder, die bereits in Basel für ihre feinfühlige und zugleich klare musikalische Handschrift gelobt wurde. Auch in St. Gallen führte sie Chor und Orchester mit sicherer Hand, musikalischer Intelligenz und grosser innerer Ruhe. Ihre Fähigkeit, dramatische Spannungen aufzubauen und in stillen Momenten Raum für Andacht zu lassen, verlieh dem Werk Struktur und Seele zugleich.
Die Kammerphilharmonie Freiburg im Breisgau überzeugte auch in der Tonhalle mit ihrer stilistischen Präzision, ihrem warmen Gesamtklang und der feinen Abstimmung mit den vokalen Linien.
Ein Oratorium für unsere Zeit
Das Lamm Gottes wurde 2010 vom US-Komponisten Rob Gardner uraufgeführt und beschreibt die letzten Tage im Leben Jesu Christi – vom Einzug in Jerusalem über Kreuzigung bis zur Auferstehung. Die Musik bewegt sich zwischen traditioneller Klangsprache, moderner Emotionalität und sakraler Ausdruckskraft. In deutscher Sprache erklang das Werk nun erstmals – in einer Übersetzung, die den Geist des Originals wahrt und dennoch eigenständig wirkt.
Gardners Anliegen, in jeder Dunkelheit Hoffnung aufleuchten zu lassen, wurde in der St. Galler Aufführung eindrucksvoll eingelöst. Der Schlusschor „Hoffnung bleibt in mir“ geriet zu einem musikalischen Nachsatz, der über das Konzert hinauswirkt – leise, aber nachhaltig.
Ein Abend, der bleibt
Was in der Tonhalle zu hören war, war weit mehr als ein Konzert. Es war ein musikalisches Bekenntnis zu Hoffnung, Menschlichkeit und gelebtem Glauben. Ein Abend, der nicht nur Ohren, sondern Herzen erreichte – und viele im Publikum spürbar verwandelt zurückliess.